Wie schon in den letzten Jahren, spielte ich auch in diesem Jahr ein Turnier in Österreich mit. Dieses Mal verschlug es mich in den Kurort Baden in die Nähe Wiens. Ein nettes Örtchen mit Casino, Kurpark und guten Restaurants. Das Sparkasse Baden Chess Open wird mit einer Partie pro Tag ausgetragen. Zum Auftakt traf ich auf den jungen tschechischen Spieler Rostislav Vrána (ELO 1804). Mit den schwarzen Steinen konnte ich schnell ausgleichen, hatte jedoch keinen Plan auf Vorteil. Trotzdem lehnte ich ein Remisangebot ab und testete seine Endspielkenntnisse. An einer Stelle hätte ich selbst in Nachteil kommen können, was mein Gegner zum Glück übersah. Nach dieser Unsicherheit konnte ich ihn im Läufer-gegen-Springer-Endspiel aber doch noch bezwingen. In der zweiten Runde nahm ich einen geschenkten halben Punkt in Anspruch und ließ mich nicht auslosen.
In Runde 3 durfte ich gegen Fidemeister Frank Belke (SK Hietzing (AT), ELO 2190) ran. Frank wurde in Dresden geboren, lernte das Schach dort von Wolfgang Uhlmann, lebte lange Zeit in Hamburg und wechselte dann Land und Nationalität. Mit den weißen Steinen wählte ich gegen Frank meine Lieblingsvariante der Caro-Kann-Verteidigung. In sehr komplizierter Stellung verloren wir beide den Überblick. Erst hätte ich ziemlich schnell verlieren müssen, dann verpasste ich den Zug zum spürbaren Vorteil und am Ende setzte sich die höhere Wertzahl meines Gegners durch. Zum wiederholten Male schaffe ich es nicht, eine sehr gute Stellung gegen einen Fidemeister zu verwerten. Unglaublich, dass mein erster FM-Skalp noch immer auf sich warten lässt, bei der Anzahl an guten Stellungen die ich inzwischen gegen FMs vor mir hatte.
Eine sehr große Überraschung hielt Runde 4 für mich parat. Mein Gegner Arnold Schmoll (SZ Favoriten (AT), ELO 1887) packte den Zug 1. a3 aus. Zumindest in einer Partie mit normaler Bedenkzeit bekam ich diesen Zug noch nie vorgesetzt. Ich verbrauchte in der Eröffnung etwas Bedenkzeit, fand dafür aber den Weg zum Vorteil. Im Mittelspiel hätte ich taktisch eine Figur gewinnen müssen, übersah dies jedoch. Nachdem der Vorteil verflogen war, musste ich mich einer Zugwiederholung fügen. Überraschenderweise wich mein Gegner dieser jedoch aus, was mich auf die Siegerstraße zurückbrachte. Diesmal griff ich zu und sicherte mir den ganzen Punkt. In Runde 5 kam es zum ersten Mal zu einem Duell mit meinem Kumpel und Bettnachbarn Martin Gaitzsch (USV TU Dresden, DWZ 2013). Nach 11 Zügen hatte ich Dame und Leichtfigur mehr, trotzdem konnte ich dem Dauerschach nicht entfliehen. Unglücklich darüber, die Mehrdame nicht verwerten zu können, stimmte ich der Punkteteilung zu. Nach einem erfrischenden Null, Josef war der Frust über die Punkteteilung auch schnell wieder verflogen.
In Runde 6 stand ich gegen Martin Herndlbauer (SK Sparkasse Baden, ELO 2005) vom Gastgeberverein etwas schlechter, zog allerdings einen vielsprechenden Angriff auf. Und tatsächlich fand Martin nicht die beste Verteidigung und mein Angriff schlug durch. Ein schöner Sieg gegen einen guten Gegner! Das sagt hoffentlich auch Leonhard Gerö (SC Donaustadt/AT, ELO 2131) über die Partie in Runde 7. Über 60 Züge lang versuchte ich alles um meine Stellung zu verteidigen. Irgendwann konnte ich jedoch meinen Isolani nicht mehr halten und musste in ein Endspiel mit Minusbauern abwickeln, in dem ich mich zwar zäh, aber aussichtslos verteidigte. Die letzte noch laufende Partie des gesamten Turniers endete mit einer Niederlage für mich.
Mit 4/7 bin ich am Ende sehr zufrieden, auch wenn das Turnierglück diesmal durchaus auf meiner Seite war. 4 Punkte brachten mir Rang 13 in der Endabrechnung ein bei 47 Teilnehmer im A-Open. Über A- bis D-Open beteiligten sich sogar 106 Spieler am wirklich gut organisierten Turnier. Mein Lohn für eine gute Leistung sollten rund 13 ELO-Punkte sein. Den Turniersieg sicherte sich der Setzlistenerste IM Peter Schreiner vom SK Rapid Feffernitz.
Endstand beim Sparkasse Baden Chess Open.